Ich möchte diesmal über Hoffnung schreiben, weil das Thema in den letzten Wochen sehr viele Menschen beschäftigte. Hoffnung begleitet die Menschheit von Beginn an. Man hoffte auf einen milden Winter, gute Ernte, komplikationslose Geburt, dass der Krieg bald aufhören mag oder auch auf Gesundheit.
In der Psychologie ist seit Langem bekannt, dass ein hoffnungsvoller Patient bessere Chancen hat wieder gesund zu werden, als ein Patient, der sich bereits aufgegeben hat. In vielen Religionen betet man für die Kranken und steht als Gemeinschaft für das Wohl von Patienten ein.
Das Gegenteil finden wir jedoch in der heutigen Medizin. Ärzte lernen in Ihrer Ausbildung Statistiken und Prognosen auswendig, um dann später den Patienten prozentuale Überlebenschancen oder prognostische Lebensmonate oder Jahre zu präsentieren. Selbst die Therapien werden mit Prognosen und Zahlendiagrammen untermauert. Keiner dieser Ärzte hat jedoch jemals den einzelnen Patienten genau studiert. In die gesamten Statistiken fließen verschiedene Versuchsaufbaue und Interessen mit ein, aber nicht der individuelle Patient.
In den letzten 9 Jahren habe ich Menschen sehr aufmerksam zu gehört und ich kann weder feststellen, dass sich Prognosen bewahrheitet haben, noch dass die Patienten durch all diese Zahlenwerte einen Vorteil gezogen hätten. So werden häufig genug Menschen in der Humanmedizin entmutigt und genau dasselbe beobachte ich auch in den Tierkliniken, wo Tierbesitzer oft schlechte Prognosen über den Krankheitsverlauf ihres Haustieres zu hören bekommen. Doch dies kann schlimme Folgen haben. Ich weiß natürlich, dass es einen Punkt gibt, wo man nichts mehr tun kann, aber mir ist auch klar, dass das hier die Grenzen, des nicht mehr Machbaren, verschwimmen aufgrund von individuellen Konstitutionen.
Ich selber habe das mit meinem Kater Ben 2011 erlebt. Erst hieß es, er würde die Nacht nicht überleben, dann dass man ihn niemals aus der Sauerstoffkammer entlassen werden könne, als Nächstens, dass er nur noch 2 Monate leben würde und zu guter Letzt, dass er höchstens „nach Lehrbuch“ 1,5 Jahre hätte. Am Ende lebte Kater Ben noch 4 Jahre.
Ich frage mich bis heute, was mir all diese schlechten Prognosen gebracht haben sollen? Denn wenn Kater Ben vors Auto gelaufen wäre, dann hätte mich ja auch niemand vorwarnen können oder mit anderen Worten: „Das Leben ist unberechenbar!“. Das Leben ist unberechenbar schön und unberechenbar Grausam, aber darauf ist man doch nie vorbereitet.
Auf meine Neuroborreliose hatte mich jedenfalls niemand vorbereitet. Ja es wird ja nicht mal Vorsorge betrieben, um den Ausbruch der Lyme-Borreliose ernsthaft und frühzeitig zu finden oder zu verhindern. Naturgemäß gibt es auch Ausnahmen.
Leider habe ich häufig Menschen am Telefon, die im Krankenhaus waren und denen jede Hoffnung genommen wurde.
Ich verlange ja gar nicht, dass ein Gesundheitszustand herunter gespielt werden sollte, aber ein Satz, wie: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos!“ würde, so denke ich, viele Menschen motivieren ihr Leben selber in die Hand zu nehmen und ab dem Zeitpunkt zu kämpfen.
Als ich sehr schwach war damals 2009 und in der Neurologie eines Krankenhauses lag, da waren die Ärzte zu mir auch nicht gerade freundlich, obwohl ich ein Patient war, der damals bei Allem sehr motiviert mitmachte. Hier muss ich einmal zwei Krankenschwestern loben, die mir immer unter vier Augen sagten, dass es außerhalb des Krankenhauses noch mehr Möglichkeiten gäbe und dass ich weiter suchen soll. Ich weiß noch, wie ich zu der einen Krankenschwester am letzten Tag meines Aufenthaltes sagte: „Tschüss meine Lieblings-Krankenschwester!“. Daraufhin brach sie in Tränen aus und weinte auf meinem Krankenhausbett, wo ich sie dann tröstete. Dies war wahrscheinlich der einzige menschliche Kontakt im Krankenhaus gewesen, den ich erleben durfte.
Scheinbar sind aber die Interessen eines Krankenhauses so gestaltet, dass der Patient nach seinem Aufenthalt weiterhin im normalen System verbleiben soll.
Am 1.9.2009 eröffnete das Borreliose-Centrum in Blankenburg (heute wieder geschlossen!). Dies war damals meine nächste Station nach den Krankenhausaufenthalten.
Bevor ich aber dort „hin kroch“, bekam ich einen Anruf von meiner Krankenkasse, dass ich doch bitte dort nicht „hingehen“ solle. Was natürlich mein Vorhaben eher bestärkte. Auch wenn dies nur eine Station meiner Krankengeschichte war, so hat aber jeder Weg wieder zu einem weiteren wichtigen Ort für mich geführt.
Aus meiner Kämpferseele heraus möchte ich allen Mut machen, denn nichts ist furchtbarer, als wenn einem die Hoffnung genommen wird.
Danke fürs Lesen!
Nadine
(Nadine bedeutet die Hoffnung)
Hallo Nadine, ich habe den neuen Beitrag: “ Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“ gelesen und kann nur beipflichten. Dieser Text gibt wohl vielen Menschen wieder eine Hoffnung …lg Friedhelm
Vielen Dank Friedhelm! Ich wünsche dir und deinen Lieben alles Gute! Nadine
Atemlos! Danke Nadine, schön geschreiben!
der kalte Umgang könnte auch von der Überforderung in den Spitälern kommen
im Stress hat der Arzt keine Zeit nett zu sein, oder gar individuell zu betreuen, er muss ja gleich weiter zum nächsten
ansonsten teile ich diese Sicht, das Glas besser als halbvoll denn als halbleer zu sehen
Negativität im Genesungsprozess kann sich niemand leisten, und oft das Zünglein an der Waage sein