Trichomonaden gehören zu den Protozoen und kommen weltweit vor. Trichomonaden lassen sich zwar auch mit einem Lichtmikroskop gut entdecken, aber um genaue Details zu sehen, wie z.B. Flagellaten oder Achsenstab, eignet sich sehr gut ein Dunkelfeldmikroskop.
Zur Familie der Trichomonadidae gehören die Trichomonas vaginalis, Erreger des menschlichen Urogenitaltraktes, Trichomonas hominis, besiedelt den menschlichen Darm, Trichomonas tenax, Erreger der menschlichen Mundhöhle und Pentatrichomonas hominis, besiedelt den menschlichen Dünndarm. Außerdem findet man im tierischen Organismus noch die Trichomonas gallinae, Erreger im Kropf des Vogels, Tetratrichomonas ovis, besiedelt Rumen und Caecum des Schafes, Trichomonas suis, sitzt häufig im Schweinedünndarm, Trichomonas equi, kommt nur beim Pferd im Caecum und Colon vor und zu guter Letzt noch Trichomonas foetus, der Erreger im Urogenitalsystem des Rindes.
Quellen:
Mehlhorn H. 2002, Grundriß der Parasitenkunde, 6. Auflage, ISBN 3-8274-1158-0, Seite 27
Lindmark DG, Müller M. 1973. Hydrogenosome, a cytoplasmic organelle of the anaerobic flagellate Tritrichomonas foetus, and its role in pyruvate metabolism. Biol. Chem. 248: 7724-7728.
Trichomonas vaginalis
Alfred Donné entdeckte 1836 im Scheidensekret erstmals Trichomonaden (Trichomonas vaginalis).
Quelle: Donné, A.: Animalcules observés dans les matières purulentes et le produit des sécrétions des oganes genitaux de l´homme et de la femme. Compt Rend Acad Sci 3,385 (1836)
Trichomonas vaginalis ist 10-25μm lang und 7µm breit, eiförmig mit hyalinem Achenstab, besitzt fünf Geißeln, von denen vier als freie Flagellen anterior lokalisiert sind und eine als zurücklaufende Schleppgeißel mit der undulierenden Membran verbunden ist.
Quelle: Lindmark DG, Müller M. 1973. Hydrogenosome, a cytoplasmic organelle of the anaerobic flagellate Tritrichomonas foetus, and its role in pyruvate metabolism. J. Biol. Chem. 248: 7724-7728.
Das Anheften der Trichomonaden an Schleimhäuten führt zu Läsionen und begünstigt Candida-Ausbrüche, da die Pilzhyphen leichter in das Gewebe einwachsen können. Was man aber nicht aus den Augen verlieren sollte ist der Zusammenhang mit einer Milieuveränderung, beispielsweise durch die „Anti-Baby-Pille“, dies führt zu einer anderen Besiedelung mit Bakterien. Da sich Trichomonaden von Bakterien ernähren, werden sie dadurch erst „angelockt“.
Quelle: Mehlhorn H. 2002, Grundriß der Parasitenkunde, 6. Auflage, ISBN 3-8274-1158-0, Seite 32f
Trichomonas tenax
Trichomonas tenax (orale Trichomonade, früher Trichomonas buccalis) lebt in Menschen, Hunden und Katzen und wurde schon 1733 von O.F. Müller entdeckt. Trichomonas tenax ist die kleinste Trichomonade, sie ist 5-16µm lang und 5-6µm breit, besitzt einen langen Achsenstab, 4 nach vorne gerichtete Geißeln, eine davon ist über eine undulierte Membran mit der Zelle verbunden und tritt am hinteren Ende sichtbar hervor.
Die Übertragung verläuft über die gemeinsame Benutzung von Geschirr oder Zahnbürste und durch Küssen (Speichelaustausch).
Quellen:
Lyons et al. „Oral amoebiasis: a new approach for the General Practitioner in the diagnosis and the treatment of periodontal disease“, Oral Health 1980, 70:39-41, 108, 110.
Jakobsen E.B., A. Friis-Moller, J. Friis (1987). Trichomonas Species in a Subhepatic Abscess. Eur.J.Clin.Microbiol. 6,296-297
Thomason J.L., L.M. Wilcoski, C.A. McLaughlin (1986). Clin.Microbiol.Newsl. 8, 9-12
Trichomonas hominis
Trichomonas hominis wurde bereits 1708 von Tyson entdeckt (Synonym Trichomonas faecalis). Trichomonas hominis ist 10-15µm lang und 7-10µm breit, birnenförmig, besitzt 3 Geißeln nach vorne gerichtet und eine undulierte Membrangeißel. Keinen verlängerten Achsenstab dafür verlängerte Geißel. In der Regel macht die Besiedelung des menschlichen Magen-Darm-Traktes keine Symptome, evtl. Bauchschmerzen oder Durchfälle können auftreten.
Quelle: Thomason J.L., L.M. Wilcoski, C.A. McLaughlin (1986). Trichomoniasis. Clin.Microbiol.Newsl. 8, 9-12
Trichomonas gallinae
Trichomonas gallinae (Vogeltrichomonade) ist ein länglicher, elliptischer bis birnenförmiger Einzeller, der 5–19 µm lang und 2-9 µm breit ist. Wie alle Trichomonas-Arten besitzt er vier nach vorne gerichtete Geißeln und eine nach hinten gerichtete Schleppgeißel, die vollständig durch eine Membran mit dem Zellkörper verbunden ist. Nicht immer ist ein verlängerter Achsenstab ausgebildet.
Quelle: Wieland Beck, Nikola Pantchev (Hrsg.): Praktische Parasitologie bei Heimtieren: Kleinsäuger – Vögel – Reptilien – Bienen. Schlütersche, 2006, ISBN 978-3-89993-017-7, S.171–172.
Das Vogel-Sterben
Trichomonas gallinae ist verantwortlich für das Grünfinkensterben (auch andere Singvögel sind betroffen). Dies ist eine Protozoen-erkrankung und sorgt für einen gelben Kropf (umgangssprachlich „gelber Knopf“). Trichomonaden ernähren sich grundsätzlich von Bakterien, was bedeutet, dass Trichomaonaden eher ein Symptom sind, als eine Ursache. Mit anderen Worten, zwar sind die Läsionen und Veränderungen in der Kehle so massiv, dass die Vögel sterben, doch erst die bakterielle Vorbesiedelung führt zu einem Anfüttern der Trichomonaden.
Wieso interessieren mich Trichomonaden?
Im Frühjahr 2008 stieß ich das erste Mal auf einen Vogel (Erlenzeisig), der am Boden saß und kränkelte. Da die Symptome sehr einheitlich erscheinen, konnte ich seitdem feststellen, dass diese „besondere Krankheit“ seitdem immer wieder auftrat und jedes Mal mit dem Tode endete. Betroffen waren bislang: Kleiber, Grünling (Grünfink), Dompfaff (Gimpel), Schwanzmeise, Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeise, Ringeltaube, Buchfink, Erlenzeisig und Girlitz. Die Symptome sind jedes Mal dieselben: exzessives Trinken, starker Hunger und Fressen bis zum Tode, Kümmern am Boden (Lethargie), viel Schlafen am Tag (Fatigue), verklebter Schnabel, Schluckbeschwerden, beim Hüpfen am Boden Taumeln und zur Seite kippen (dabei sich Abstützen durch die Flügel), starkes Aufplustern des Gefieders und Sterben am Boden nach 1-5 Tagen.
So schrieb der Nabu: „21. Juli 2009: Die Ursache für das seit Anfang Mai 2009 beobachtete massenhafte Sterben von Grünfinken steht fest: Verantwortlich ist der Einzeller „Trichomonas gallinae“, wie Veterinäre nun klinisch bestätigt haben. Nach NABU-Schätzungen sind deutschlandweit mehrere zehntausend Wildvögel an Trichomonaden verendet.“
Allerdings stehe ich dieser Erklärung ein wenig skeptisch gegenüber, denn der Erreger ist nicht neu und führte in den vergangenen Jahrzehnten zu keinem Massensterben, ich frage mich: „Wo bleibt die wirkliche Ursache?“
Stecken womöglich Pflanzenschutzmittel hinter der Einschränkung des Immunsystems?
Pflanzenschutzmittel zerstören die Darmflora und dadurch können sich andere Keime ausbreiten. Außerdem werden das Immunsystem und das Nervensystem von den Vögeln beeinträchtigt. Dieser Zusammenhang besteht, wenn man die Krankheitsverläufe auf Spritzmittel-Daten und gebeiztes Getreide bezieht.
Je nach Witterung werden Anfang bis Mitte April ein Wachstumsregler auf den Weizen gespritzt kombiniert mit einem Herbizid.
Eine Blattbehandlung mit Fungiziden (Mittel gegen Blattpilze) gibt der Landwirt auf den vollausgebildeten Blattapparat kurz vor oder zu Beginn des Ährenschiebens.
Ende September setzt man eine Herbizidbehandlung gegen „Ungras- und Unkraut“ ein, dabei werden Kamille, Mohn, Disteln, Ackerwinden, Löwenzahn, Brennessern, Ackerschachtelhalm etc. zerstört.
Im Raps sind eine Reihe von hochgiftigen Insektiziden zugelassen, die von insektenfressenden Vögeln aufgenommen werden.
- IRAC 4A: Neonikotinoide
- IRAC 9B: Pyridin – Azomethine: Plenum 50 WG (B1)
- IRAC 22A: Oxiadiazine: Avaunt (B1)
https://www.youtube.com/watch?v=uA73G-L7xvw
Sehr gute Informationen hier zu finden, gefällt mir sehr!